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Orgelpost

Orgelpost 3 / April 2021

Deutschlandweit wurde die Orgel zum Instrument des Jahres 2021 erklärt.
Die begonnene Entdeckungsreise zu diesem Instrument geht also weiter.

Die Geschichte der Orgel ist auch immer eine Geschichte von Überlieferungen. Zahlreiche Dokumente geben darüber Auskunft, wie Menschen mit Ernsthaftigkeit und Vergnügtheit, aber auch heftiger Kritik die verschiedenen Bereiche des Orgelwesens betrachtet und bewertet haben. Dazu gehört das Instrument selbst, aber auch die Personen, die mit diesem in unterschiedlicher Weise zu tun haben. Einige Beispiele sollen hier stellvertretend genannt sein.

Was ist das, eine Orgel?

„Ja, man könnte wohl sagen, dass die Orgel ein künstlich gemachtes Tier sei, welches durch Hilfe der Luft oder Windes und menschlicher Hände gleichsam rede, klinge, singe und moduliere.“
(Michael Prätorius 1619)

Einiges über die Organisten – und wie man sein solcher wird

„Zu allen großen Vorzügen des Organisten müssen noch unentbehrliche physische Vollkommenheiten hinzukommen. Seine Faust muss stark sein und ausnehmend viel Schnellkraft besitzen. Dazu werden starke Nerven erfordert, eine weitgriffige Hand und Füße fast mit Tanzfertigkeit begabt.
(Christian Friedrich Daniel Schubart 1806)

„Studiere die Natur, sie ist die Mutter der Kunst. Der Charakter des Orgelspiels ist Kraft, Herzlichkeit, Würde, feierlicher Ernst, Majestät – wo können wir wohl richtigere, tiefere Eindrücke des Einfachen, Großen, Erhabenen erhalten, als von der Betrachtung der Natur?
(Johann Christian Kittel 1801)

Wie man die Orgel spielen sollte; überhaupt und vor allem in der Kirche

„Oft wird ein Werk nicht so gebraucht, wie es sein sollte. So ist der Organist häufig ungeschickt, er spielt unvernünftig, indem er heftig und mit Gewalt vorgeht, das eine oder andere Register zu stark zieht und zerbricht. Es würde einem solchen Organisten besser anstehen, wenn er schlafen oder Holz hacken wollte, statt Orgel zu spielen.“ (Arnold Schlick 1511) „Lasset uns das Werk nicht zu eitler Ergötzung und eitler Ohrenbelustigung, sondern zur Aufmunterung des inwendigen Menschen, zur Vermehrung geistlicher Andacht, zur Erweckung des Geistes, Gemütes und Herzens anhören und gebrauchen.“
(Samuel Roscher 1686)

Vom Wert und von der Wirkung der Orgel

„Jeder Orgelton ist ein Eimer, der niedersteigt in das Herz der Andächtigen und die Seele emporhebt zum Altare Gottes.“
(Peter Rosegger 1928)

Kuriosa und Seltsamkeiten

„Eine rechte Jungfrau soll sein und muss sein wie eine Orgel; sobald diese ein wenig angetastet wird, so schreit sie.“
(Abraham a Sancta Clara 1688)

„Zu der neuen hübschen Orgel, die sie mit vielen Kosten erbaut haben führt eine dunkle enge Hühnerstiege hinauf, ohne Fenster, mit einem Stricke an der Seite zum Anhalten, wo man sich an 17 Stellen den Hals brechen kann; und auf mein Befragen sagte der Pfarrer, das hätten sie absichtlich so gelassen, damit nicht ein jeder aus der Kirche auf die Orgel laufen könne.“
(Felix Mendelssohn Bartholdy, Reisebriefe)

„In einigen Orgeln befindet sich ein Register, welches der Fuchsschwanz heißt. Der Zweck dieses Zuges ist: Leuten, die nichts bei der Orgel zu suchen haben, sich aber doch über dieselbe meistern, einen kleinen Schreck einzujagen. Zieht nämlich ein Naseweis das betreffende Register, so springt ihm mit einem Male ein tüchtiger Fuchsschwanz ins Gesicht.
(Johann Julius Seidel 1844)

Literarisches

„Gott ist ein Organist, wir sind sein Orgelwerk, sein Geist bläst jedem ein und gibt zum Ton die Stärk.“
(Angelus Silesius, Der Cherubinische Wandersmann)

(Zitate entnommen: Hans Haselböck, Vom Glanz und Elend der Orgel 1999)

Lassen Sie sich doch einmal anregen, selbst dem Stichwort Orgel nachzugehen. Stöbern Sie in Ihren Musiksammlungen und Büchern. Vielleicht legen Sie für einige Zeit eine Orgelsammlung an. Hören und lesen Sie, wie vielfältig Klang und Geschichte eines einzigartigen Instrumentes sind. Das Jahr 2021 bietet in herausgehobener Weise die Möglichkeit, einen Teil davon kennenzulernen.

Herzliche Grüße! Ihr Stephan Paul Audersch, Kantor

Orgelpost 2 / 2021

Deutschlandweit wurde die Orgel zum Instrument des Jahres 2021 erklärt. Begeben wir uns also weiter auf Entdeckungsreise zu diesem Instrument.

Es lässt sich für die Orgel nicht eindeutig nachweisen, zu welchem Zeitpunkt der Übergang vom weltlichen zum kirchlichen Instrument stattgefunden hat.
Im 9.Jahrhundert finden sich u.a. Orgeln in Aachen und Straßburg, im 10.Jahrhundert in Köln und Rom. In der zweiten Hälfte des 11.Jahrhunderts finden sich Orgeln in Klöstern. Im 14. und 15.Jahrhundert schließlich werden bedeutende Stadtkirchen und Klosterkirchen regelmäßig mit Orgeln ausgestattet. Der Orgelbau findet nun immer weitere Verbreitung und nach dem Ende des Mittelalters bilden sich allmählich verschiedene Orgelregionen heraus, die sich im Bau von Orgeln technisch und klanglich unterscheiden.

Wichtige Orgelregionen in der Entwicklung bis ins 18.Jahrhundert hinein sind Brabant im belgisch-niederländischen Raum, Norddeutschland, Skandinavien, Mitteldeutschland, Süddeutschland, Österreich, Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und England. In den Regionen im deutschen Raum finden sich dann Orgelbauer wie Friedrich Stellwagen und Arp Schnittger (Norddeutschland),
Gottfried Silbermann und Gottfried Trost (Mitteldeutschland) sowie Georg Ebert und Joseph Gabler (Süddeutschland).
Die Orgel und der Orgelbau als hohe Kunst des Instrumentenbaus finden in zahlreichen Veröffentlichungen würdigende Erwähnung. Ein Zitat zur Orgel soll hier ein Beispiel geben:
„Gerade wie man die Heilige Schrift als das Buch der Bücher nennt, so nennt man dieses mächtige Instrument das Instrument der Instrumente“
(Karl Lehr, Die moderne Orgel, 1912).

Orgelkompositionen sind so vielfältig, wie der Orgelbau selbst. Das Jahr 2021 bietet die Möglichkeit, einen Teil davon kennenzulernen. In Gottesdiensten im März ist dies zu erleben:

Herzliche Grüße! Ihr Stephan Paul Audersch, Kantor

Orgelpost 1 / 2021

Deutschlandweit wurde die Orgel zum Instrument des Jahres 2021 erklärt. Dies ist Anlass, sich einmal etwas mehr mit diesem Instrument und seiner Musik zu beschäftigen.
Ursprünge der Orgel liegen in vorchristlicher Zeit. Vorformen sind hier die altchinesische Mundorgel (sheng) und die Panflöte (syrinx). Die älteste Form eines mit Tasten gespielten Pfeifeninstrumentes ist die Wasserorgel (hydraulis) im 3.Jahrhundert vor Christus. Ihre Windzufuhr wurde durch Wasserdruck geregelt (Prinzip der Taucherglocke). Der Mechaniker Ktesibios wird dafür als Erfinder genannt. Die Wasserorgel war im östlichen Mittelmeerraum als profanes Instrument verbreitet. So fand sie unter anderem Verwendung im Theater, bei sportlichen Wettkämpfen oder zu höfischen Anlässen.

Man kann annehmen, dass sich im 4./5.Jahrhundert des christlichen Zeitalters unsere heutige Orgel aus einem einfacheren Orgeltyp entwickelt hat, bei dem Windsäcke aus Leder durch Blasebälge gefüllt wurden und so für die Windversorgung des Instrumentes sorgten.
Eingang in den abendländischen Kultus fand die Orgel im Jahr 757.
Kaiser Konstantin V. ließ damals aus Byzanz dem Frankenkönig Pippin I. eine Kleinorgel als Geschenk überbringen. Damit beginnt auch die eigentliche Geschichte der Kirchenorgel, deren Weiterentwicklung sie zur „Königin der Instrumente“, wie Wolfgang Amadeus sie bezeichnete, werden ließ.

So vielfältig der Orgelbau ist, so sind es auch die Kompositionen, die für dieses Instrument entstanden sind. Das Jahr 2021 bietet die Möglichkeit, an Gedenktage von Komponisten und Komponistinnen zu erinnern. In Gottesdiensten in der Bethanienkirche im Februar erklingen Werke von Camille Saint-Saens (100.Todestag), Johann Christian Heinrich Rinck (175.Todestag), und Andrea Lucchesi (280.Geburtstag)

Termine: 7. Februar, 09.30 Uhr und 28. Februar, 09.30 Uhr.

Herzliche Grüße! Ihr Stephan Paul Audersch, Kantor

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