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Orgelpost

Orgelpost 6 / Juni 2021

ORGEL - INSTRUMENT DES JAHRES 2021

Deutschlandweit wurde die Orgel zum Instrument des Jahres 2021 erklärt.
In Deutschland gibt es annähernd 50.000 Orgeln. Eine davon ist die Orgel in der Bethanienkirche, welche hier ein wenig vorgestellt werden soll.

Mit der Einweihung der Bethanienkirche am 29.Januar 1933 konnte auch die erste Orgel eingeweiht werden. Es war ein Instrument der Orgelbauanstalt Gebr. Jehmlich aus Dresden. Das Instrument hatte 40 Register, verteilt auf 3 Manuale und Pedal. Das gesamte Orgelwerk fand seinen Platz im Turmbogen auf der Orgelempore. Die Abnahme der Orgel wurde durch Karl Hoyer vorgenommen, der neben seiner Tätigkeit als Organist an der Nikolaikirche Leipzig als Orgelsachverständiger tätig war. In seinem Gutachten zur Abnahme liest man u.a. folgendes: „Es dürfte nicht zu viel gesagt sein, wenn man das neue Orgelwerk in der Bethanienkirche als ein Vorbild für alle weiteren Orgelbauten nicht nur in Sachsen, sondern in ganz Deutschland bezeichnet.“

Die Bethanienkirchgemeinde hatte 1933 15.000 Mitglieder. Der Bau der Bethanienkirche und damit auch der Orgel war zu dieser Zeit in Leipzig nicht unumstritten. Wirtschaftliche Not, Arbeitslosigkeit, Abbau von Renten und andere Existenznöte waren Gegenpositionen zu kirchlichem Baugeschehen. Aber gerade hier formulierten die Verantwortlichen für den Bau der Bethanienkirche ihr Ziel: „Die Kirche ist nicht bloß ein steinernes Gebäude ohne Seele, sondern in Wahrheit besteht sie aus lebendigen Steinen, das sind die Menschen, die die Not ihrer Brüder (und Schwestern) zu lindern suchen und die sich gründen auf den Eckstein der Kirche, den lebendigen Christus.“

Während eines Bombenangriffs auf Leipzig am 20.Februar 1944 wurde die Bethanienkirche schwer beschädigt. Dabei erlitt auch die Orgel großen Schaden. Eine Benutzung war zunächst für einige Jahre nicht mehr möglich. Was sich dann fast vier Jahrzehnte anschloss, waren unzählige Ausbesserungen, Reparaturen, Überlegungen zur Generalinstandsetzung und Umdisponierung. Letzten Endes führten aber Bewertungen von Langzeitschäden zu der Einschätzung, dass die Orgel nicht mehr reparabel sei.

Im Jahre 1982 begannen Verhandlungen und Planungen der Bethanienkirchgemeinde mit dem VEB Jehmlich Orgelbau Dresden. Die damalige Lieferzeit für einen Orgelneubau betrug 10 Jahre. Während der Planungsphase war auch eine wichtige Frage, ob die Orgel wieder im Turmbogen der Orgelempore ihren Platz haben soll. So gab es auch Vorschläge zu einer Aufstellung der Orgel im Altarraum. Am Ende entschied man sich zur ursprünglichen Aufstellung im Turmbogen. Die Finanzierung der neuen Orgel war eine große Herausforderung für die Bethanienkirchgemeinde, zumal die politischen Veränderungen, welche in diesem Zeitraum Währungsunion und Deutsche Einheit beinhalteten, die Kosten für den Orgelneubau auf das Doppelte ansteigen ließen. An dieser Stelle führten aber Konsequenz und Bewusstsein des Kirchenvorstandes für eine notwendige und gute Sache zum Ziel. Hier besann man sich wohl auch auf den Ausgangspunkt im Jahre 1933. Die damalige Formulierung der Menschen als lebendige Steine, schließt alle Bereiche der damit verbundenen Glaubenshandlungen und Tätigkeiten ein. Die Kirchenmusik mit ihrem Bereich der Orgelmusik ist an dieser Stelle ein lebendiger klingender Stein.

Die Weihe der neuen Orgel fand am 21. Juni 1992 in einem Festgottesdienst statt. Darin erklang die Kantate Nr.29 von Johann Sebastian Bach „Wir danken dir Gott, wir danken dir.“ Dem Gottesdienst schlossen sich Festtage an.
Die neue Orgel mit mechanischer Traktur hat 25 Register auf zwei Manualen und Pedal. Insgesamt hat das Instrument 1619 Pfeifen. Das gesamte Orgelwerk befindet sich mit seinem sichtbaren Prospekt wieder in einem ausgeschnittenen unteren Teil des Kirchturmes, dem Turmbogen. Der sichtbare äußere Teil des Kirchturmes findet so eine klangliche Fortsetzung in den Kirchenraum hinein.

Die Orgel wird regelmäßig durch den Jehmlich Orgelbau Dresden betreut und befindet sich heute in einem hervorragenden Zustand.

Die Orgel erklingt regelmäßig in Gottesdiensten und Konzerten und bietet verschiedenste stilistische Möglichkeiten und Formen des Zusammenspiels. Seien Sie interessiert und lassen Sie sich einladen.

Herzliche Grüße! Ihr Stephan Paul Audersch, Kantor

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